Willem & Frieda - Widerstand gegen die Nazis: Stephen Frys wichtige Doku zu politischen Unzeiten
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Mit der Doku "Willem & Frieda" stellt Stephen Fry sich und dem Publikum spannende Fragen, die derzeit aktueller denn je erscheinen.
In zahlreichen westlichen Ländern ist er zu beobachten, ein ebenso deutlicher wie besorgniserregender Rechtsruck. So groß die Bemühungen gegen das Vergessen auch sein mögen: Umfragewerte rechtsgerichteter Parteien und nicht zuletzt die aktuellen Entwicklungen in den USA zeigen, wie schnell Geschichte verwischen kann.
Mit der Dokumentation "Willem & Frieda - Widerstand gegen die Nazis" beweist Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler Stephen Fry (67) genau das - und ehrt zugleich zwei Helden zu Zeiten des Nationalsozialismus, von denen wohl selbst manch Historiker noch nie etwas gehört hat. Via History Play (über Amazon und YouTube), Wow und Sky sowie über die On-Demand-Angebote von Telekom und Vodafone ist die knapp 70 Minuten lange Doku bereits verfügbar. Am 27. Februar ist sie zudem um 1:10 Uhr auf dem History Channel zu sehen.
Sie retteten unzählige Leben - davon handelt die DokuWährend die Niederlande im Zweiten Weltkrieg von den Nazis besetzt waren, fälschten der schwule Maler Willem Arondeus und die lesbische Cellistin Frieda Belinfante Ausweise, um tausende Juden vor dem sicheren Tod zu retten. Weil es aber von den Ausweisen Duplikate im Amsterdamer Zentralarchiv gab, um eben solche Fälschungen zu verhindern, waren sie zu einem regelrechten Coup gezwungen - die Duplikate mussten heimlich zerstört werden.
"Wäre ich auch so mutig?""Tausende Menschen riskierten ihr Leben, um den Juden zu helfen", legt Fry am Beispiel von Willem und Frieda nahe. Eine der zentralen Fragen seiner Dokumentation ist folglich eine, die er sich selbst schon oft gestellt hat, aber wohl nie mit Sicherheit beantworten könne: "Wäre ich auch so mutig? Ich würde es gerne glauben. Aber wäre ich es wirklich? Wir alle würden gerne glauben, dass wir unsere Stimme erhoben hätten."
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Fry spricht mit niederländischen Historikern über das Duo und erfährt, was für immense persönliche Opfer sowohl Willem als auch Frieda für andere Menschen erbrachten. "Es erfordert sehr viel Mut, sich für Gruppen einzusetzen, denen man nicht angehört", resümiert Fry und nimmt in einem Interview bezüglich der Doku Bezug auf derzeitige Entwicklungen. "In der aktuellen Welt ist es für viele schwierig, sich klarzumachen, was es bedeutet, einer unterdrückten Minderheit anzugehören. Umso mehr sind die zu bewundern, die sich für Schwule, Lesben, Transgender oder andere Queere einsetzen, auch wenn sie persönlich nicht betroffen sind."
Wieso kennt man Willem und Frieda nicht?Dass Willem und Frieda homosexuell waren, werfe diesbezüglich eine weitere spannende Frage auf: "Wie sehr muss man einer Minderheit angehören, um Sympathien für andere Minderheiten zu empfinden?" Weil selbst der historisch so interessierte, ebenfalls homosexuelle Stephen Fry bis vor Kurzem nichts über die beiden gehört hatte, ging ihm deren Wirken besonders nahe: "Was mich vor allem beschäftigte: dass ihre Namen zunächst einfach aus der Geschichte verschwanden. Selbst die meisten Niederländer hatten lange Zeit nicht mal von ihnen gehört."
Sein Herzensprojekt "Willem & Frieda - Widerstand gegen die Nazis" ändert das auf nachhaltige Weise und soll den Blick auf das Hier und Jetzt schärfen: "Seht euch dieses Leben an, schaut euch an, was Willem und Frieda getan haben, seht, was ihnen passiert ist - dann versteht man Geschichte."
SpotOnNews
brigitte