Alle Länder der Welt bereist: 23-jähriger Luca stellt Weltrekord auf

Sein Ziel fasste Luca im Dezember 2020 in seinem 76. Land: Südafrika. Die Mission? Alle Länder der Welt bereisen. 4,6 Jahre brauchte der aktuell 23-Jährige dafür. „Es fühlt sich wahnsinnig überwältigend an: Wenn ich jemanden treffe, kann ich sagen, ich war schon in deinem Land. Das ist etwas ganz Besonderes“, sagt er im Interview mit dem reisereporter.
Was viele nicht wissen: Luca hat die Schule kurz vor dem Abitur bewusst abgebrochen. „Ich war ein sehr guter Schüler, aber ich habe für mich entschieden: Ich brauche das Abitur nicht für das, was ich vorhabe.“
Stattdessen verfolgte der Artist eine Karriere als Jongleur: „Ich habe mit Guinness acht oder neun Weltrekorde gebrochen, aber es war nie das Ziel, immer mehr Trophäen zu sammeln.“ Seine Kunst brachte ihn auf die verschiedensten Kontinente und in die unterschiedlichsten Länder, unter anderem nach China – oder Afghanistan.

195 Länder, unzählige Begegnungen: Für Luca war die größte Lektion, dass Menschen weltweit freundlicher sind, als man denkt.
Quelle: Luca Pferdemenge
„Ich habe in Afghanistan, noch vor der Taliban-Übernahme, an der einzigen Zirkusschule des Landes unterrichtet. Durchs Jonglieren hatte ich dort Kontakte“, sagt der gebürtige Mönchengladbacher. Später wurde Social Media seine neue Bühne. Als Influencer mit etwa drei Millionen Tiktok-Followerinnen und ‑Followern und einer Viertelmillion auf Instagram teilt Luca seither seine Reisegeschichten mit einer riesigen Community. „Ich kann gut davon leben. Aber das Reisen ist auch teuer. Ich bin während der letzten Jahre nicht reich geworden.“
Vor dem Social-Media-Geld reiste er mit sehr wenig Ressourcen, aber umso mehr Neugier durch die entlegensten Regionen. Auf Gefahren legt er dabei bewusst keinen Fokus: „Ich informiere mich oft gar nicht so sehr über Risiken. Sonst wird man nur paranoid.“ Stattdessen verlässt er sich auf lokale Kontakte, Menschen, die ihn weitervermitteln, oder die globale Reisecommunity. So empfiehlt er zum Beispiel die Facebook-Gruppe „Every Passport Stamp“. „Da kann man fragen: Ist dieser Grenzübergang offen? Und irgendjemand schreibt: Ja, ich kenne da Mohammed, der arbeitet dort.“

Zwischen Kontrolle und Menschlichkeit: In Nordkorea lernte Luca, wie viel eine persönliche Geschichte wiegt – selbst im Schatten der Propaganda.
Quelle: Luca Pferdemenge
Besonders sensibel ist der Umgang mit sogenannten Risikoländern wie Nordkorea, Russland oder Syrien. Luca weiß, wie schnell sich Interpretationen aufladen lassen: „Nach Nordkorea haben mir Leute unterstellt, ich würde Propaganda verbreiten. Andere haben behauptet, wegen meiner kritischen Berichterstattung sei die Grenze für andere Reisende wieder geschlossen worden – das zeigt mir, dass ich wohl irgendwo in der Mitte gelandet bin.“ Sein Ziel sei es, politische Komplexität nicht auszublenden, aber den Blick auch für das Alltagsleben offen zu halten: „Auch in Nordkorea leben Millionen von Menschen, und wenn mir mein junger Guide eine persönliche Geschichte erzählt, finde ich das mindestens genauso spannend wie die Systemkritik.“
Sein Aufenthalt im Sudan bleibt besonders prägend. Trotz des Krieges sei er dort mit einer unerwarteten Freundlichkeit empfangen worden: „Die Menschen vor Ort waren unglaublich gastfreundlich. Zu Hause wurde mir gesagt: Wie respektlos, dorthin zu fahren. Aber vor Ort haben sie gesagt: Danke, dass du kommst und meinem Land eine Chance gibst.“ Besonders herausfordernd war der Aufenthalt in Ländern ohne wirklich funktionierenden Rechtsstaat wie Haiti oder Papua-Neuguinea. „Wenn dir da jemand etwas antut, passiert ihm gar nichts“, berichtet Luca.
Extrem war auch die Begegnung mit dem Mundari-Stamm im Südsudan: „Ich war der erste Tourist, der ihre komplette Morgenroutine mitgemacht hat.“ Diese beinhaltet, sich mit warmem Kuhurin zu reinigen. „Es klingt absurd, aber es ist hygienisch und angenehm warm. Da merkt man, wie weit man aus seiner Komfortzone herausgeht – und genau das liebe ich.“
Die Männer des Mundari-Stammes im Südsudan verwenden den warmen Urin ihrer Rinder zur Körperreinigung, weil er antiseptisch wirkt, in der Region leicht verfügbar ist und gleichzeitig Wärme spendet – was besonders in den kühlen Morgenstunden der offenen Savanne angenehm ist. Zudem hat die Praxis eine kulturelle Bedeutung: Sie symbolisiert die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier. Für die Mundari stehen die Rinder im Zentrum des Lebens – als Statussymbol, Nahrungsquelle und spiritueller Bezugspunkt.
Seine Eindrücke kanalisiert Luca in Projekte. Mit einem Freund gründete er Every Country Tours, eine Plattform, die Reisen in schwer zugängliche Länder wie Afghanistan, den Jemen oder den Kongo organisiert. Und demnächst geht eine eigene eSIM-App live. „Ich habe so viele Produkte für andere beworben. Jetzt gründe ich endlich etwas Eigenes.“

Mitten im Konflikt – und doch willkommen: Luca erlebt Gastfreundschaft im Sudan.
Quelle: Luca Pferdemenge
Er will verbinden, nicht spalten. Auch politisch. „Ich will einen Ort schaffen, wo Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen sich treffen können.“ Für Luca überwiegt in seiner Betrachtung der Welt die Hoffnung: „Die Menschen sind freundlicher, als man denkt. In Pakistan ist es schwieriger, fürs Essen zu zahlen, als es geschenkt zu bekommen. Die Leute sagen: Du bist unser Gast“, erzählt er.
Die Malediven oder Saint Lucia fand er dagegen eher overrated. „Wunderschön – aber außer Stränden gibt es nicht viel zu erleben“, würde er jungen Reisenden mit viel Actionbedarf sagen. Auf der anderen Seite hat Luca viele Regionen gesehen, die auf wenigen Bucketlists stehen, aber seiner Meinung nach unbedingt dorthin gehören.
Als unterschätzte Reiseländer nennt er Usbekistan und Kasachstan: „Ich war vier-, fünfmal in Usbekistan – und könnte noch mal so oft hin.“ Auch Länder in Zentralamerika wie El Salvador oder Guatemala seien eine Reise wert, ebenso Nordmazedonien, Albanien und das baltische Lettland.

Türkisfarbenes Wasser? Traumhafte Strände hat Luca auf seiner Weltreise viele gesehen.
Quelle: Luca Pferdemenge
Ob unter der Sonne Usbekistans, auf einer staubigen Straße im Sudan oder im Schatten der Propaganda Nordkoreas: Luca Pferdmenges versucht nach eigener Aussage, Kulturen nicht zu überfliegen, sondern sich auf sie einzulassen. Der Wert einer Reise wird für ihn nicht in Klicks oder Likes gemessen, sondern in Begegnungen, die bleiben.
Mehr Inspiration gesucht? Tipps für alle Top-Reiseziele findest du beim reisereporter, die besten Reiseangebote auf unserer Deal-Seite.
rnd