Anleihen: Renditeanstieg nach Powell-Äußerungen

Überraschend waren das Stillhalten der EZB und die Zinssenkung der US-Notenbank nicht. „Verschreckt“ haben aber anschließende Äußerungen des US-Notenbankchefs.
31. Oktober 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Renditen sind diese Woche nochmals gestiegen. „Dahinter steckt wohl die äußerst gute Risikostimmung am Finanzmarkt, die sich vor allem im Höhenflug der Aktienkurse widerspiegelt“, kommentiert Commerzbank-Analyst Hauke Siemßen. In einem solchen Umfeld seien Staatsanleihen weniger gefragt – insbesondere die als sicher geltenden Bundesanleihen.
Auch die Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell spielen eine Rolle. Die Fed hatte am Mittwoch dieser Woche zwar die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, zum zweiten Mal in Folge. Ein weiterer Schritt im Dezember ist Fed-Chef Powell zufolge aber „keine ausgemachte Sache“. „Die Akteure zeigten sich insgesamt nicht begeistert, sondern eher verschreckt“, erklärt Helaba-Analyst Ralf Umlauf.
Bundrenditen nähern sich September-Hochs
Nach Powells Äußerungen gaben US-Staatsanleihen Bloomberg zufolge so stark nach wie seit fast fünf Monaten nicht mehr. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries stieg wieder über die Marke von 4 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,65 Prozent nach 2,54 Prozent Anfang vergangener Woche. Damit nähern sich die Renditen wieder den Mitte September erreichten Niveaus von über 2,70 Prozent.
Die EZB-Zinsentscheidung am gestrigen Donnerstag hat die Märkte hingegen kaum bewegt. „Die Notenbank lässt den Einlagenzins zum dritten Mal in Folge unverändert. Volkswirte hatten dies erwartet“, berichtet Tim Oechsner, der für die Steubing AG Anleihen handelt. Auch für das Dezember-Meeting werde kein Schritt erwartet. „Die Kommentare der Mitglieder ließen auf Zufriedenheit bezüglich der aktuellen Zinssituation schließen“, stellt er fest.
„Nachfrage nach Exotischem gestiegen“
Gute Umsätze im Handel mit Staats- und staatsnahen Anleihen sieht Oechsner für zwei Bonds des Europäischer Stabilitätsmechanismus ESM. Der eine ist Ende kommenden Jahres fällig und rentiert aktuell mit 1,48 Prozent (EU000A1Z99N4), der andere im kommenden März mit 1,32 Prozent (EU000A1U9944).
Doch auch bei Exotischem wird zugegriffen. „Es ist auffällig, dass die Nachfrage nach Bonds in Währungen wie dem australischen Dollar, brasilianischen Real, britischem Pfund oder polnischem Zloty gestiegen ist“, erklärt Anleihehändler Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Ein Beispiel: der Bond der zur Weltbank gehörenden Entwicklungsbank International Finance Corporation in brasilianischen Real. Er bietet bei Fälligkeit 2030 aktuell eine Rendite von 11,94 Prozent (XS3124532311).
Kleine Erholung bei Autozulieferern, Verkäufe von VW
Volatil zeigen sich Papiere aus der Autobranche. „Diese Woche gab es eine kleine Erholung“, meldet Rainer Petz von Oddo BHF mit Blick auf zwei Autozulieferer: ZF (XS2399851901) und Adler Pelzer (XS2623604233). Beide Anleihen hatten vorher deutlich verloren. „Ständig verkauft“ wird Gregor Daniel zufolge allerdings die im Oktober 2026 fällige Volkswagen-Anleihe mit Rendite von aktuell 2,26 Prozent (XS1893631769). „Die VW-Quartalszahlen und der Milliardenverlust des Konzerns machen sich bemerkbar“, erklärt er.
Ebenfalls abgestoßen würden Bonds des Herstellers von Montage- und Befestigungsmaterial Würth (XS2480515662). „Immer gesucht“ seien hingegen Bonds der RCI Banque mit Laufzeit bis 2029 und momentan 3 Prozent (FR001400N3F1).
boerse-frankfurt

