Marktstart in Vorbereitung: Was der neue TV-Standard DVB-I bringt

DVB-I könnte noch in diesem Jahr oder 2026 in Deutschland starten.
(Foto: IMAGO/CHROMORANGE)
RTL und andere Anbieter bereiten den Marktstart des neuen TV-Standards DVB-I vor. Er stellt einen großen Fortschritt dar, denn er wird klassisches lineares Fernsehen mit IP-Streaming verbinden. Zuschauer sollen das komplette Angebot im Überblick haben und abrufen können, egal welche Übertragungswege oder Geräte sie nutzen.
Seit Anfang des Jahres arbeiten private und öffentlich-rechtliche TV-Anbieter an der Markteinführung von DVB-I. Ursprünglich war dieser bereits für 2023 geplant, doch weil es sich dabei um eine kleine technische Revolution handelt, wurde der Termin mehrfach verschoben. Unter anderem war die Beteiligung von Geräteherstellern an der ersten Phase eines Pilotprojekts nicht ausreichend. Jetzt läuft die zweite Phase und es geht offenbar gut voran, denn im März gaben die Beteiligten bekannt, an den Rahmenbedingungen für die Einführung von DVB-I zu arbeiten.
Um die Voraussetzungen einer Markteinführung von DVB-I in Deutschland unter Berücksichtigung von medien- und kartellrechtlichen Aspekten zu schaffen, wurde im Jahr 2024 der "Runde Tisch DVB-I" gegründet. Unter Moderation der 14 Landesmedienanstalten nehmen daran die TV-Anbieter RTL Deutschland, ARD, ZDF und ProSiebenSat.1 Media teil. Außerdem gehören die Bundesnetzagentur sowie der Verband Privater Medienunternehmer (VAUNET) und der Zentralverband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) zu der Runde.
Was ist eigentlich DVB-I?DVB (Digital Video Broadcasting/Digitale Videoübertragung) kennt man bereits von TV-Standards, bei denen der Empfang über Antenne (DVB-T2), Satellit (DVB-S) oder Kabel (DVB-C) erfolgt. Dabei handelt es sich um das sogenannte lineare Fernsehen. Das bedeutet, dass ein von den Sendern gestaltetes Programm von den Zuschauern nur zu bestimmten Zeiten in einer bestimmten Reihenfolge auf bestimmten Kanälen gesehen werden kann.
DVB-Internet löst die linearen Strukturen nicht vollkommen auf, wer möchte, kann wie bisher TV-Sendungen nach einem festen Ablaufplan sehen. Zusätzlich erlaubt der Standard aber auch, das Angebot der Sender nach Bedarf abzurufen (Video-on-Demand).
Das klappt bei Streaminganbietern wie Waipu.tv oder Sky grundsätzlich schon über den Internetanschluss. Doch bei DVB-I funktioniert es auch mit allen anderen Übertragungswegen, also terrestrisches Fernsehen, Satelliten oder Kabel. Dabei sollen alle linearen Inhalte und das Streaming-Angebot auf TV-Geräten in einer einheitlichen und übersichtlichen Bedienoberfläche zusammengefasst werden. Der Start einer App wie bei aktuellen smarten TV-Geräten soll nicht nötig sein.
Auch HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) ist in seiner aktuellen Version integriert. Über den offenen Standard können Sender Zusatzinhalte oder Mediatheken zur Verfügung stellen, die man gewöhnlich über die rote Taste der Fernbedienung aufruft. In Verbindung mit DVB-I kann man Sprachassistenten und weitere wichtige Funktionen der Barrierefreiheit nutzen. Dazu gehören etwa anpassbare Untertitel oder eingeblendete Gebärdensprache-Dolmetscher.
Benötigt man einen neuen Fernseher?Ohne neue Hardware wird man oft nicht in den Genuss von DVB-I kommen, wenn man es mit einem bestehenden TV-Gerät nutzen möchte. Derzeit verkauft fast ausschließlich der türkische Hersteller Vestel Fernseher, die den kommenden Standard bereits unterstützen. Bei neueren Smart-TVs genügt eventuell ein Software-Update, falls es die Hersteller zur Verfügung stellen. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden nach dem Start von DVB-I aber auch ältere Fernseher mit Streaming-Sticks oder Set-Top-Boxen kostengünstig aufgerüstet werden können.
Quelle: ntv.de
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