Petra Bahr verlässt Hannover - und wird Staatssekretärin

Hannover. Für sie persönlich muss der Kirchentag, der gerade in Hannover über die Bühne gegangen ist, wie eine große Abschiedsparty gewesen sein: Hannovers Regionalbischöfin Petra Bahr wechselt als Staatssekretärin ins Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Ich hatte hier eine großartige Zeit und verlasse die Stadt mit einem weinenden Auge“, sagt die 59-Jährige, „es gibt aber Herausforderungen, die man einfach annehmen muss, wenn die liberale Demokratie angefochten ist.“
Petra Bahr zählt zu den wichtigen Intellektuellen des Landes; ihre Stimme hat auch über den Kreis der evangelischen Kirche hinaus großes Gewicht. Zu ihren künftigen Aufgaben in dem Ministerium, das seit von der CDU-Politikerin Karin Prien geführt wird, wollte sich Bahr auf Anfrage unserer Redaktion noch nicht im Detail äußern.
Die in Lüdenscheid geborene Theologin promovierte über Kants „Kritik der Urteilskraft“ und lehrte von 2000 bis 2006 Religionsphilosophie und Ethik in Frankfurt. Danach wurde sie Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland und leitete von 2014 an zwei Jahre lang die Hauptabteilung Politik und Beratung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Zudem saß sie in den vergangenen Jahren als CDU-Frau im Deutschen Ethikrat - Kontakte nach Berlin hatte die weltgewandte Frau also über Jahre hinweg immer aufbauen und pflegen können.

Kluge Kirchenfrau: Künftig wird Petra Bahr in Berlin wirken.
Quelle: Irving Villegas
Dennoch kommt der Wechsel von der Kirche in die Politik für viele völlig überraschend - manche Beobachter hatten in ihr eine mögliche Nachfolgerin für den 63-jährigen Landesbischof Ralf Meister gesehen.
Dieser dankte Bahr jetzt für ihren Einsatz. „Ihre Klugheit und scharfsichtige analytische Sichtweise werden uns fehlen“, sagt Meister. Zugleich freue er sich, dass Petra Bahr als Theologin und Ethikerin nun an derart herausragender Stelle gesellschaftspolitische Verantwortung für das Land übernehme.
Seit 2017 hatte die evangelische Theologin an der Spitze des Sprengels Hannover gestanden und war in dieser Kirchenregion für mehr als 200 Gemeinden mit etwa 440.000 Mitgliedern zuständig gewesen.
Petra Bahr ist mit dem Göttinger Kirchenrechtler Hans Michael Heinig verheiratet und hat einen Sohn. Als Autorin mehrerer Bücher hat sie sich immer wieder in gesellschaftliche Debatten eingebracht - und dabei Wertebewusstsein und Modernität in Einklang gebracht.
rnd