Das Dekret des Gesundheitsministeriums, mit dem ein Teil der Reform umgesetzt wird, schafft die EPS zwar nicht ab, nimmt jedoch Änderungen an ihrer Funktionsweise vor.

Die Veröffentlichung des Dekrets 0858 des Gesundheitsministeriums vom 30. Juli 2025 hat eine zentrale Debatte in der Diskussion um die Gesundheitsreform in Kolumbien neu entfacht: Kann die Regierung die Rolle der EPS (Health Promoting Entities) ohne ein Gesetz ändern? Obwohl das Dekret ein neues Versorgungsmodell auf der Grundlage von Prävention, Territorialisierung und Koordination lokaler Akteure etabliert, schafft es die EPS nicht ab, definiert aber einen Teil ihrer Rolle neu. Dies hat zu Verwirrung darüber geführt, ob es rechtlich möglich ist, diese Einrichtungen per Dekret umzugestalten.

EPS können nicht per Dekret abgeschafft oder umgewandelt werden. Foto: Istock
Die Antwort ist klar: Die Rechtsnatur der EPS kann ohne ein vom Kongress der Republik verabschiedetes Gesetz nicht geändert werden. EPS existieren, weil sie im Rechtsrahmen des kolumbianischen Gesundheitssystems verankert sind, insbesondere im Gesetz 100 von 1993, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungssystem im Gesundheitswesen geschaffen wurde. Dieses Gesetz wies ihnen die Rolle von Versicherern zu: Sie sind für die Registrierung der Bürger, die Verwaltung der Systemressourcen und die Gewährleistung des Zugangs der Bevölkerung zu Gesundheitsleistungen verantwortlich. Die Abschaffung oder Umgestaltung dieses Status bedarf eines Gesetzes oder einer umfassenden Rechtsreform, die nur vom Kongress verabschiedet werden kann.
Was kann die Regierung per Dekret tun? Die Regierung kann über ihre Regulierungsbefugnis festlegen, wie die Gesundheitsdienste im Rahmen der Gesetze funktionieren sollen. Anders ausgedrückt: Sie kann ihr Wesen weder ändern noch sie abschaffen, aber sie kann operative Details regeln: zum Beispiel, wie sie an regionale Netzwerke angebunden werden, wie die Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten gewährleistet wird oder wie die Koordination mit den Teams der Primärversorgung erfolgt. All dies ist durch Artikel 189 der Verfassung erlaubt, der den Präsidenten ermächtigt, die Anwendung von Gesetzen zu regeln.
Genau das geschieht mit dem Dekret 0858. Obwohl es die EPS nicht abschafft, weist es ihnen neue Verpflichtungen im Rahmen des präventiven, prädiktiven und entschlossenen Gesundheitsmodells zu: Sie müssen an den umfassenden und integrierten territorialen Gesundheitsnetzwerken (RIITS) teilnehmen, mit territorialen Einrichtungen in der gemeindenahen Versorgung zusammenarbeiten und im Team mit anderen Systemakteuren arbeiten. Sie werden nicht länger die alleinigen Koordinatoren der Versorgung sein, sondern Versicherungsvertreter, die einem territorialen, präventiven und koordinierten Ansatz untergeordnet sind.

Die Regierung kann die EPS nicht per Dekret auflösen, ändert aber ihre Funktionsweise. Foto: Jaiver Nieto Álvarez / El Tiempo
Der Unterschied zwischen der Änderung von Funktionen per Dekret und der Umgestaltung ihres Wesens per Gesetz ist in einem Rechtsstaat von grundlegender Bedeutung. Würde die Regierung versuchen, die EPS abzuschaffen oder durch eine neue Einrichtung zu ersetzen, ohne den Kongress zu konsultieren, könnte das Verfassungsgericht einen solchen Akt wegen Verletzung der Gewaltenteilung für verfassungswidrig erklären.
Darüber hinaus verfügt Kolumbien über ein gesetzliches Gesundheitsgesetz (Gesetz 1751 von 2015), das den Schutz des Grundrechts auf Gesundheit stärkt. Jede tiefgreifende Änderung des Modells muss innerhalb der durch dieses Gesetz gesetzten Grenzen erfolgen. Das Dekret 0858 basiert auf diesem Gesetz und dem Nationalen Entwicklungsplan, der es regulatorisch unterstützt, es aber nicht erlaubt, über das hinauszugehen, was der Kongress bereits genehmigt hat.
Umwelt- und Gesundheitsjournalist
eltiempo