Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Spain

Down Icon

Trumps Pharma-Strategie trifft auf globale Versorgungsrealität

Trumps Pharma-Strategie trifft auf globale Versorgungsrealität

Donald Trumps Druck auf EU-Pharmaunternehmen, ihren Standort in die USA zu verlegen, mag zwar bei seiner Wählerschaft kleine Erfolge bringen, steht jedoch vor großen strukturellen und logistischen Hürden.

Am 9. Juli erfahren die EU-Pharmaunternehmen, ob Zölle auf ihre Produkte eingeführt werden oder ob eine spezielle „kreative” Regelung getroffen wird.

Unabhängig vom Ausgang ist Trumps Signal jedoch klar: EU-Investitionen in die Pharmaindustrie sollen angekurbelt werden. Wie Euractiv kürzlich von einer mit der Angelegenheit vertraute Quelle erfuhr, hat die Trump-Regierung bereits einzeln Kontakt zu europäischen Pharmaunternehmen aufgenommen.

Letzte Woche unterzeichnete Trump umfassende Steuer- und Ausgabenkürzungen. Für Dr. Cinzia Alcidi, Senior Research Fellow am Centre for European Policy Studies (CEPS), sei dies ein klares Zeichen dafür, dass der US-Präsident versucht, durch Zölle Einnahmen zu generieren.

„Wir haben eine Steuersenkung, die viele Unternehmen anziehen wird und durch Zölle finanziert wird, die dem Rest der Welt auferlegt werden“, erklärte sie gegenüber Euractiv.

Im Falle des „sensiblen“ Handels mit Arzneimitteln könnte Trump laut Alcidi gezielte Maßnahmen ergreifen, um einen politischen Sieg zu erzielen und niedrigere Preise für US-Verbraucher zu schaffen. Die Zölle könnten diese Preise jedoch in Wirklichkeit in die Höhe treiben.

Nicht leicht zu verlagern

Experten sind sich einig, dass Trump eine Verlagerung der Arzneimittelherstellung in die USA anstrebt.

Laut Kostas Athanasakis, Assistenzprofessor für Gesundheitsökonomie an der Universität West-Attika in Athen, ist dieser Ansatz jedoch etwas „kurzsichtig“, da Pharmaunternehmen nicht in einem Vakuum agieren.

„Sie sind Teil komplexer Lieferketten, die Rohstoffe, pharmazeutische Wirkstoffe (APIs) sowie Hilfs- und Endprodukte umfassen. Diese Lieferketten haben sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt. Die Verlagerung einer Produktionsstätte in einen anderen Teil der Welt würde viel Zeit und Ressourcen erfordern“, erklärte er.

Diese Komplexität könnte teilweise erklären, warum die US-Zölle auf Arzneimittel verschoben wurden. Investitionsentscheidungen basieren laut Alcidi auf wirtschaftlichen Erwägungen und nicht auf dem Gemeinwohl Europas.

Die Sorge vor einer möglichen Abwanderung aus Europa hat europäische Pharma-CEOs bereits dazu veranlasst, einen Brief an Ursula von der Leyen zu schreiben. Darin fordern sie sie dringend auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Produktion in Europa zu halten.

Alcidi merkte an, dass Trumps unmittelbares Ziel möglicherweise darin besteht, amerikanische Pharmaunternehmen, die derzeit in Europa tätig sind, zurückzuholen. Dies wäre ein Schritt, der für die Wähler praktikabler und kurzfristig leichter umsetzbar ist. Selbst das sei jedoch keine leichte Aufgabe, da es sich um eine unternehmerische Entscheidung mit einem Zeithorizont von fünf, zehn oder sogar 15 Jahren handeln würde.

Eine große Herausforderung für die Unternehmen sei die Unsicherheit darüber, wie lange diese neuen Maßnahmen angesichts der Unvorhersehbarkeit von Trumps innenpolitischer Unterstützung Bestand haben werden.

Ein weiteres Problem sei laut Alcidi die Schwierigkeit, qualifiziertes Personal in den USA zu finden. Washington kämpfe bereits jetzt mit einem Arbeitskräftemangel in hochqualifizierten Bereichen. Diese Herausforderung könnte sich durch Trumps geplante Einwanderungsbeschränkungen und die anhaltenden Spannungen mit dem akademischen Sektor noch verschärfen.

Welche Medikamente wären am stärksten betroffen?

Sollten die Zölle tatsächlich eingeführt werden, wären nicht alle Produkte gleichermaßen betroffen, erklärte Athanasakis. „Wenn ein europäisches Medikament einzigartig und unverzichtbar ist, wird es eher den geforderten Preis erzielen können.“

Produkte mit direkten Konkurrenten wären hingegen anfälliger für Preisdruck. „Dies könnte insbesondere Generika betreffen, die bereits mit knappen Gewinnmargen arbeiten und einem intensiven internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind“, fügte sie hinzu.

Dennoch seien diese Szenarien rein theoretischer Natur, da die US-Regierung noch nicht klargestellt habe, wie die Zölle aussehen würden und ob sie für Fertigprodukte oder Rohstoffe gelten würden.

(mm)

euractiv

euractiv

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow