Berlin in den 1930er Jahren: „Entgegen der landläufigen Meinung war die Nazi-Revolution nicht städtefeindlich“

Interview : In „Die Zerstörung Berlins“ schildert der Historiker und Architekt Stéphane Füzesséry die Qualen der deutschen Hauptstadt zwischen dem Ende der Weimarer Republik und der Gründung des Dritten Reichs.
Foto aus dem Jahr 1940 von der neuen Reichskanzlei, die 1938 von Albert Speer, Adolf Hitlers Lieblingsarchitekt, in der Voßstraße in Berlin erbaut wurde. Dort beging der Führer Ende April 1945 Selbstmord. AFP
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Berlin, eine rasant wachsende Hauptstadt, zu einem Laboratorium urbaner Ängste. Überbevölkerung, soziale Unruhen und kulturelle Brüche erschütterten die Arbeiter- und Mittelschicht. In „Die Zerstörung Berlins“ weist der Historiker und Architekt Stéphane Füzesséry darauf hin, dass „diese Krisen, die den periodischen Zusammenbruch der städtischen Zivilisation provozierten, letztlich einen Teil der städtischen Mittelschicht dazu veranlassten, der NSDAP ihre Stimme zu geben“.
Die NSDAP galt als Versprechen der Ordnung angesichts des Chaos und dekonstruierte die Stadt sowohl physisch als auch psychisch, bevor sie sie in ihre eigene Zerstörung stürzte. 1945 wurde Berlin bombardiert und brach zusammen; seine Bewohner, die sich in Kellern verschanzten, starben an Erstickung oder Quetschung. Füzesséry, wie…

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