Sexuelle Gewalt: Abgeordnete unterstützen die Abschaffung der Verjährungsfrist für Übergriffe auf Minderjährige

Es ist eine Debatte, die ganz Europa erfasst: Die EU-Abgeordneten haben am Dienstag für die Abschaffung der Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt gegen Minderjährige gestimmt. Nach diesem überwältigenden Ergebnis in erster Lesung (599 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und 62 Enthaltungen) muss das Europäische Parlament nun mit den Mitgliedstaaten und der Kommission verhandeln. Diese beabsichtigt, die Verjährungsfristen zu verlängern, ohne sie jedoch abzuschaffen.
Die Abgeordneten wollten deutlich machen, dass sie in dieser Angelegenheit einen Kurswechsel erwarten. „Bei sexuellem Kindesmissbrauch darf es keinen Aufschub der Justiz geben“, betonte der niederländische Europaabgeordnete Jeroen Lenaers (EVP, rechts), der im Parlament für den Text verantwortlich war. Derzeit variieren die Verjährungsfristen – also die Zeitspanne, nach der Klagen nicht mehr zulässig sind – von einem europäischen Staat zum anderen erheblich.
Einige haben die Verjährungsfristen für die entsprechenden Straftaten abgeschafft. Andere haben sehr kurze Verjährungsfristen, die ablaufen, bevor das Opfer das 40. Lebensjahr erreicht. In Frankreich unterliegen nur Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Verjährung. Im Strafrecht beträgt die Verjährungsfrist für Vergewaltigung 30 Jahre ab Volljährigkeit des Opfers und 20 Jahre ab dem Zeitpunkt des Vorfalls, wenn das Opfer erwachsen war.
Verlängerte Verschreibung in FrankreichIm zivilrechtlichen Bereich zielt ein Gesetzentwurf der ehemaligen Abgeordneten und heutigen Ministerin Aurore Bergé darauf ab, die Vergewaltigung Minderjähriger unverjährbar zu machen. Die derzeitige Verjährungsfrist beträgt 20 Jahre ab der „Konsolidierung“ – dem Zeitpunkt, an dem das Opfer psychisch stabil ist. Die französischen Parlamentarier haben sich bisher jedoch dagegen ausgesprochen. Die Senatoren haben sich dennoch für eine Verlängerung der Verjährungsfrist von 20 auf 30 Jahre entschieden. Dieser Punkt könnte sich im weiteren Verlauf der Debatten noch weiterentwickeln.
In Brüssel arbeitet die Europäische Union derzeit an zwei neuen Gesetzen zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder. Das am Dienstag verabschiedete Gesetz zielt darauf ab, die Erstellung und Verbreitung von Kinderpornografie mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) zu bekämpfen. Ein Änderungsantrag von François-Xavier Bellamy, dem Vorsitzenden der EVP, verpflichtet Pornografie-Plattformen zudem dazu, Minderjährigen den Zugriff auf ihre Inhalte wirksam zu verwehren.
Ende Mai leitete die Europäische Union eine Untersuchung gegen die Plattformen Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos ein, da sie den Verdacht hatte, in diesem Bereich keine ausreichenden Maßnahmen zu ergreifen.
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