Moskau verstaatlicht den Flughafen Domodedowo – ein weiteres Beispiel für strategische Vermögensbeschlagnahme
Die Übernahme erfolgte mit der Begründung, der Flughafen werde von Ausländern betrieben. Eine beispiellose Verstaatlichungswelle ist im Gange. Seit Beginn der russischen Invasion wurden über 400 Unternehmen enteignet, die insgesamt mehr als zwei Prozent des BIP ausmachen.
Der russische Staat hat gerade einen seiner größten internationalen Flughäfen übernommen. In einem Urteil vom 17. Juni wurde der Flughafen Domodedowo – der letzte vollständig in Privatbesitz befindliche Flughafen Moskaus – an den Staat übertragen. Dies ist eine umfassende Verstaatlichung, die die unabhängige russische Investigativ-Website Agentstvo als „die größte seit Kriegsbeginn“ bezeichnet. Der Gesamtwert der 25 Unternehmen, die die Holding bilden, die den Moskauer Flughafen kontrolliert, beläuft sich auf „mehr als eine Billion Rubel“ (rund elf Milliarden Euro).
Der Gerichtsbeschluss sei „sofort“ über das staatliche Register vollstreckt worden, erklärt die russische Wirtschaftszeitung „ Wedomosti“. Die Beschlagnahme sei nicht auf „die Qualität der Dienstleistungen, die Flugsicherheit oder die Transportsicherheit“ zurückzuführen, zitierte der Direktor der Fachwebsite Aviaport, Oleg Pantelejew, die von „Wedomosti“ zitiert wurde. Als Grund nennt die Staatsanwaltschaft die Nationalität der Anteilseigner: Dmitri Kamenschtschik, der langjährige Eigentümer des Flughafens, besitzt einen türkischen und einen emiratischen Pass, während sein Partner Waleri Kogan in Israel lebt.
Drei Länder, denen der Kreml vorwirft, „der aggressiven Politik des Westens zu folgen, die darauf abzielt, Russland eine Niederlage zuzufügen“, erinnert das Portal Gazeta.ru . Die Staatsanwaltschaft behauptet außerdem, diese Männer hätten versucht, Gewinne unter dem Deckmantel von Dividenden ins Ausland zu transferieren.
Courrier International
