Ein Name allein reicht nicht; im Bereich der nachhaltigen Finanzen zählen Fakten: Robecos Analyse von ESG-Labels.


Ein Name allein reicht nicht mehr aus. Im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft zählen Fakten: Bezeichnungen wie „ESG“ oder „nachhaltig“ haben nur dann einen Wert, wenn sie durch konkrete Inhalte untermauert werden. Dies ist der Ausgangspunkt von Masja Zandbergen-Albers , Leiterin für Nachhaltigkeitsintegration bei Robeco, die, inspiriert von Homer, in dieser Analyse für ESGnews darüber nachdenkt, wie wichtig die Übereinstimmung zwischen Name und Inhalt heute in der Welt der verantwortungsvollen Investitionen ist.
Die Leiterin für Nachhaltigkeitsintegration untersucht die neuen europäischen Vorschriften – von der Offenlegungsverordnung (SFDR) bis zu den ESMA-Leitlinien –, die strenge Kriterien für die Verwendung von Begriffen wie „nachhaltig“ oder „ESG“ in Fondsnamen vorschreiben. Sie beleuchtet die Risiken des Greenwashing, die Schwierigkeiten bei der einheitlichen Anwendung bestimmter Ausschlusskriterien (beispielsweise für fossile Brennstoffe) und die konkreten Auswirkungen dieser Vorschriften auf den Finanzsektor.
In den letzten Monaten musste Robeco beispielsweise die Namen einiger Fonds ändern oder seine Anlagestrategien überarbeiten, um sie an neue regulatorische Anforderungen anzupassen. Zandbergen-Albers‘ Fazit ist eindeutig: Richtlinien sind sicherlich nützlich, aber was wirklich zählt, sind echtes Engagement und kontinuierliche Transparenz, die unerlässlich sind, um die tatsächliche Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Strategien nachzuweisen.
Was ist ein Name ohne Substanz wert? Dieses berühmte Zitat von Homer passt perfekt in die Welt des nachhaltigen Investierens. Der große Dichter des antiken Griechenlands erinnert uns daran, dass ein Name ohne Substanz wenig wert ist. Das Zitat fängt die Essenz von Authentizität und Integrität ein und unterstreicht die Bedeutung von Substanz gegenüber dem äußeren Erscheinungsbild.
- Ziel der Verordnung ist es, die tatsächliche Nachhaltigkeit der Fonds transparent zu machen.
- Es handelt sich dabei nicht um eine exakte Wissenschaft, wie die Herangehensweise an Engagement- und Übergangsprozesses zeigt.
- Robecos Überprüfung seiner nachhaltigen Fonds führte zu mehreren Namensänderungen
Dieselbe Philosophie lässt sich auch auf Anlagestrategien anwenden, die mit dem Wort „nachhaltig“ beginnen. Sicherzustellen, dass als nachhaltig beworbene Fonds das halten, was sie versprechen, ist seit langem eine Priorität sowohl für die Regulierungsbehörden als auch für die gesamte Finanzbranche.
Das ist sicherlich ein starker Anreiz: Studien zeigen, dass Produkte, die den Begriff „nachhaltig“ auf dem Etikett tragen, höhere Umsätze erzielen, ebenso wie „Bio“- oder „Freiland“-Produkte in Supermärkten große Erfolge erzielen. Dies ist in der folgenden Grafik zu sehen.

Diese Art der Kennzeichnung hat zu Greenwashing -Vorwürfen geführt, insbesondere wenn ein Fonds eine begrenzte Anzahl von ESG-Faktoren, wie etwa bestimmte Ausschlüsse, berücksichtigen und dann behaupten konnte, nachhaltig zu sein. Um eine Irreführung der Öffentlichkeit zu vermeiden, haben die EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (SFDR) und die britischen Nachhaltigkeits-Offenlegungspflichten (SDR) Regeln für die Fondskennzeichnung festgelegt, während die European Securities Market Association (ESMA) Richtlinien für die Verwendung der ESG-Terminologie in Fondsnamen erstellt hat.
Laut ESMA müssen Fonds, die ESG- oder Nachhaltigkeitsbegriffe verwenden, 80 % ihrer Anlagen in Wertpapiere investieren, die klare ökologische oder soziale Merkmale oder nachhaltige Anlageziele erfüllen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Fondsnamen die Ziele, die Politik und die Strategie des Fonds genau widerspiegeln. Die folgende Tabelle zeigt die etablierten Richtlinien für bestimmte Namenskonventionen:

Die Auslegung und Anwendung dieser Kriterien obliegt weitgehend den Vermögensverwaltern. Sie sind dafür verantwortlich, dass ihre Produkte Nachhaltigkeitskriterien genau widerspiegeln, beispielsweise durch Dekarbonisierung, die Ausrichtung auf das Pariser Klimaabkommen oder andere Kennzahlen. Trotz strengerer Regulierung bleibt es Aufgabe der Branche, Folgendes festzulegen:
- Wenn 80 % der Investitionen Nachhaltigkeitsmerkmale erfüllen;
- Was es eigentlich bedeutet, „sinnvoll in nachhaltige Anlagen zu investieren“;
- So messen und melden Sie zusätzliche Anforderungen für Auswirkungen und Übergang.
Zu den strengsten Kriterien zählen der Ausschluss umstrittener Waffen, Tabak und Verstöße gegen globale Menschenrechtsstandards. Darüber hinaus ist der Ausschluss fossiler Brennstoffe selbst für Fonds obligatorisch, die behaupten, nachhaltig und umweltfreundlich zu sein oder eine Wirkung zu erzielen.
Erste Analysen zeigten, dass Fonds, die sich als nachhaltig bezeichnen, dennoch häufig in Aktien investieren, die gemäß den Richtlinien ausgeschlossen werden sollten. Nach Schätzungen von Morningstar hielten die meisten der 1.600 nachhaltigen Fonds mindestens eine Aktie, die möglicherweise gegen die Ausschlussregeln verstieß. Rund 70 Prozent hielten weniger als fünf Aktien, die möglicherweise gegen die Ausschlussregeln verstoßen könnten.
Dies bedeutet, dass die potenziellen Auswirkungen auf die Investitionen von etwa 30 % der Fonds erheblich sein könnten. Die Manager hatten zwei Möglichkeiten: den Produktnamen zu ändern oder den Anlageprozess anzupassen, um die Richtlinien vollständig einzuhalten.
Bei Robeco werden 23 % des verwalteten Vermögens nach strengen Nachhaltigkeitskriterien verwaltet. Wir haben festgestellt, dass unsere nachhaltigen Produkte bereits weitgehend den Richtlinien und den damit verbundenen Anforderungen für substanzielle nachhaltige Investitionen entsprechen. Als „substanziell“ gilt ein Mindestwert von 50 % der Investitionen mit positiven Bewertungen gemäß unserem SDG-Rahmenwerk.
Die Fonds erfüllten zudem Ausschlusskriterien im Zusammenhang mit umstrittenen Waffen, Tabak und Verstößen gegen globale Standards. Einige unserer als nachhaltig eingestuften Mainstream-Fonds schlossen fossile Brennstoffe jedoch nicht vollständig aus. Unsere Politik bestand darin, fossile Brennstoffe aufgrund von Klimakriterien und unserem verstärkten Engagement-Programm auszuschließen.
Haben wir also auch gegen die Richtlinien verstoßen? Dieses Problem betrifft nicht nur Robeco, sondern viele andere Vermögensverwalter. Wir hielten es für unpraktisch, bestimmte Wertpapiere aus fossilen Brennstoffen von bestimmten nachhaltigen Strategien auszuschließen, insbesondere von solchen mit begrenztem relativen Risikobudget. Mit anderen Worten: Es gibt keine allgemeingültige Richtlinie, die in jeder Situation funktioniert.
Unsere Analyse zeigt, dass im Investmentmanagement-Sektor rund 25 % der Fonds ihren Namen geändert haben, um den ESMA-Richtlinien zu entsprechen. Das deutet darauf hin, dass die Mehrheit der nachhaltigen Produktpaletten ihre ursprünglichen Namen beibehalten hat. Wir konnten auch einige terminologische Änderungen beobachten, wie beispielsweise die Ersetzung von „Netto-Null“ durch „Klima“ und die Verschiebung von „ESG“ zum allgemeineren, aber weniger wirkungsvollen „verantwortungsbewusst“.
Morningstar untersuchte ein deutlich breiteres Spektrum von über 4.000 offenen Fonds mit Sitz in der EU und stellte fest, dass nur etwa 8 % ESG-Bezüge aus ihren Namen entfernt hatten. Rund 40 % der Fonds entschieden sich stattdessen für Namen wie „geprüft“, „ausgewählt“ oder „engagiert“. Dies verdeutlicht, dass Manager weiterhin ESG-Merkmale in Fondsnamen betonen, wenn auch mit anderer Terminologie. Daher handelt es sich, wie bei Unternehmen im Wandel, noch um einen Entwicklungsprozess. Wir haben die Expertise und die Fähigkeiten unter Beweis gestellt, diese Lösungen anzubieten, und werden stets maximale Transparenz hinsichtlich der tatsächlichen Nachhaltigkeit des zugrunde liegenden Fonds wahren. Richtlinien werden hilfreich sein, aber letztendlich zählt echtes Engagement.
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