Die Staatsduma hat als Gründe für die steigenden Versorgungspreise genannt: Autos, Firmenveranstaltungen und Geschäftsreisen.

Die Wohnungs- und Nebenkostenabrechnungen für August schockierten nicht nur die Bürger, sondern auch die Abgeordneten der Staatsduma. Der zuständige Ausschuss des Unterhauses analysierte die Tarife landesweit und kam zu überraschenden Schlussfolgerungen. Offiziell sei die Prognose des Wirtschaftsministeriums die Grundlage für den Anstieg der Heiz- und Wasserpreise gewesen, erinnerte sich Ausschussvorsitzender Sergej Pachomow (Einiges Russland). Doch bei genauerem Hinsehen – und die Abgeordneten haben nicht allein, sondern gemeinsam mit dem Föderalen Antimonopoldienst (FAS) nachgeforscht – kommen interessante Erkenntnisse ans Licht.
„Wir haben die Tarife im ganzen Land analysiert. Heute möchte ich sie nicht nur vorstellen, sondern auch ein paar Worte zu den systemischen Problemen sagen, die diesen Zahlen zugrunde liegen“, verkündete Sergej Pachomow. Seine Präsentation war nicht für Diskussionen oder gar Fragen seiner Kammerkollegen gedacht. Die Analyse des Bau-, Wohnungs- und Versorgungsausschusses für die Plenarsitzung am 23. August diente lediglich als „Information“. Doch sie gab Anlass zum Nachdenken.
Der landesweite Durchschnitt der Tariferhöhungen liege bei 11,9 Prozent für alle Tarife zusammen, sagte Pachomow. Jede Region habe jedoch ihren eigenen, von der Regierung genehmigten Erhöhungsindex, der von 8,6 Prozent in der Oblast Amur bis zu 21 Prozent in der Region Perm reiche. Insgesamt berufen sich die Versorgungsunternehmen auf die Prognose des Wirtschaftsministeriums und geben an, die Preise auf Grundlage dieser Prognose erhöht zu haben.
„Ich möchte auf die mangelnde Transparenz hinsichtlich des geschätzten Anstiegs der Versorgungskosten in der Prognose des Wirtschaftsministeriums hinweisen“, beschrieb Herr Pachomow diesen Teil seiner Rede als „Details“, in denen bekanntlich der Teufel lauert. „Beispielsweise betrug der Anstieg der Gaskosten für Rohstofflieferanten 21,3 % und der Stromkosten 11,6 %. Die Berechnungsdetails werden nicht veröffentlicht, aber dies führte automatisch, ohne Erhöhung anderer Kosten, zu einem Anstieg der Heizkosten um 7,9 % und der Wasserkosten um 2,5 %.“
Interessanterweise sind die Gastarife für Privatpersonen halb so hoch wie für Unternehmen, während die Stromtarife höher sind. Laut dem Vorsitzenden des Ausschusses für Wohnungswesen und Versorgung der Staatsduma deutet dies auf ein systemimmanentes Ungleichgewicht hin. Das Problem hat jedoch noch eine andere Seite. So ist beispielsweise der Tariflohn im Wohnungs- und Versorgungssektor 39 % niedriger als in anderen wichtigen Wirtschaftssektoren. Ein Schweißer in einer Gemeinschaftswohnung verdient 40.000 Rubel. Sergej Pachomow wollte die Ergebnisse der Studie nicht kommentieren und merkte lediglich an, dass „dies eine Frage für das Wirtschaftsministerium und nicht nur für dieses sei“. Vor allem bemerkten die Abgeordneten das völlige Fehlen eines systematischen Ansatzes bei der Tarifgestaltung. In einigen Regionen gab es ein explosives Wachstum, während in anderen die Preise sanken.
„Dies ist natürlich eine multidirektionale Dynamik und ein Zeichen dafür, dass die Branche trotz staatlicher Regulierung nicht nach einheitlichen Wirtschaftsgesetzen, sondern nach ihren eigenen lokalen Regeln operiert“, schloss der Parlamentarier.
Anfang Juli wandten sich die Duma-Abgeordneten freiwillig an den Föderalen Antimonopoldienst (FAS), um die Rechtmäßigkeit der Tariferhöhungen für die einzelnen Regionen zu klären und forderten die Durchführung von Prüfungen in den einzelnen Gebieten. So kam es beispielsweise in der Oblast Belgorod, in Inguschetien, Nordossetien und der Republik Chakassien zu deutlichen Erhöhungen der Kaltwassertarife im Vergleich zu 2024. Diese Tarife seien um 30 bis 40 Prozent gestiegen, erklärte Pachomow.
Die Oblast Wologda, Magadan, Udmurtien und Tschukotka sind bei der Erhöhung der Warmwassertarife mit Raten zwischen 43 % und 80 % führend. Magadan, die Republik Inguschetien und Kalmückien haben auch bei der Abwasserentsorgung gute Leistungen gezeigt. Die Oblast Magadan und die Republik Inguschetien haben auch hohe Tarife für die Wärmeversorgung. Die Preise für die Entsorgung von Siedlungsabfällen haben in den Regionen Krasnodar, Perm und Mordwinien Rekordpreise gebrochen.
Laut Sergej Pachomow hängt die Situation in einigen Fällen mit Investitionsprogrammen zusammen, in anderen Regionen passen die Regionen die Zölle auf ein wirtschaftlich vertretbares Niveau an, und in wieder anderen handelt es sich um Zugeständnisse. Rechtfertigungen wie „Warum ist es so teuer?“ gibt es überall, aber das macht die Sache nicht einfacher.
Einige Regionen senken jedoch tatsächlich die Preise. So hat beispielsweise die Region Nischni Nowgorod die Strompreise um 24 % gesenkt, während die Region Orjol die Kaltwasserpreise um fast 12 % reduziert hat. Auch die Republiken Tuwa und Komi haben die Warmwasserpreise gesenkt.
Nach der Inspektion erließ der FAS 94 Anordnungen zur Behebung der festgestellten Verstöße, deren Umsetzung bereits zu Zollsenkungen geführt habe, betonte der Abgeordnete. Dies geschah in der Region Leningrad, der Region Nowosibirsk, Chakassien, der Republik Altai und der Region Altai.
„Das sind konkrete Ergebnisse. Es gibt Beschlüsse, die Zölle um 5 bis 20 Prozent zu senken. Insgesamt sind in den Regionen ungerechtfertigte Ausgaben im Wert von 35 Milliarden Rubel von den genehmigten Zöllen ausgenommen. 25 Milliarden wurden bereits gestrichen“, erklärte der Ausschussvorsitzende. „Weitere 26 Milliarden Rubel stehen derzeit unter Verdacht, und der FAS arbeitet daran. Das ist eine interessante Zahl. Im Jahr 2020 belief sich der vom FAS erfasste Gesamtanstieg der Mehrausgaben auf 2,4 Milliarden Rubel.“
Auch die Staatsanwaltschaft führte eigene Ermittlungen durch. Dabei stellte sich heraus, dass rund sechs Milliarden Rubel ohne Begründung in die Zölle eingerechnet worden waren.
„Dazu gehören Autos, Firmenveranstaltungen und Geschäftsreisen. Wir haben unsere Kollegen um konkrete Daten gebeten; wir werden diese prüfen und gesondert darüber berichten“, schloss Pachomow. Er fügte hinzu, dass der Tarif derzeit nicht von der Budgethilfe betroffen sei. Das, betonte der Abgeordnete, „ist nicht gut.“
„Zum Vergleich: Zwischen 2022 und 2025 wurden bereits 424 Milliarden Rubel aus dem Bundeshaushalt für die Modernisierung der Versorgungsinfrastruktur ausgegeben. Es gibt gezielte Maßnahmen für bestimmte Projekte in den Regionen, aber das ist auch schon alles. Die Mittel flossen auch an private Rohstofflieferanten, Konzessionäre und andere Unternehmen. Das sind Fakten“, erklärte er und fügte hinzu, dass die ungleichmäßige Tarifpolitik eine Folge der Lage der Branche selbst sei. „Tarife sind heute zu virtuellen Werten geworden, die nicht dazu dienen, die Systemeffizienz zu steigern, sondern undichte Netze zu flicken und die Kosten ineffektiver Managemententscheidungen zu decken“, sagte Pachomow.
mk.ru