Neue Entwicklungen im Fall Grand Kartal Hotel

Die Staatsanwaltschaft legte ihre Stellungnahme zum Sachverhalt im Zusammenhang mit dem Brand vor, der am 21. Januar 2025 im Grand Kartal Hotel im Skigebiet Kartalkaya in Bolu ausbrach und bei dem 78 Menschen ums Leben kamen und 137 verletzt wurden.
7 Angeklagte wegen „möglichen vorsätzlichen Mordes“ angeklagt
In seinem Gutachten, das dem 1. Hohen Strafgerichtshof in Bolu vorgelegt wurde, beantragte das Gericht, sieben Angeklagte – darunter die Hotelmanager Halit Ergül, Emir Aras, Ahmet Demir und Kadir Özdemir, den stellvertretenden Bürgermeister von Bolu, Sedat Gülener, den amtierenden Feuerwehrchef Kenan Coşkun und den Feuerwehrmann İrfan Acar – wegen „mutmaßlichen Mordes“ an 78 Personen und „mutmaßlicher Körperverletzung“ an zahlreichen weiteren zu bestrafen. Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass diese Personen trotz des Bewusstseins um die damit verbundenen Lebensrisiken mit einer „Egal was passiert“-Mentalität gehandelt hätten.
Antrag auf vorsätzliche Fahrlässigkeit für andere Angeklagte
In dem Gutachten wurde gefordert, zahlreiche Angeklagte, darunter Vorstandsmitglieder des Hotels, technisches Personal, Arbeitssicherheitsexperten, Vertreter von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Küchenpersonal und Wartungspersonal für Flüssiggasanlagen, wegen „fahrlässiger Tötung und Körperverletzung“ zu bestrafen. Vier Angeklagte, darunter Mitarbeiter der Sonderverwaltung der Provinz Bolu, wurden zudem wegen „fahrlässiger Tötung“ angeklagt. Gegen Koch Enver Öztürk wurde aufgrund unzureichender Beweise ein Freispruch beantragt.
Brandursache: Fehlerhafter Grill und Flüssiggasanlage
Der Staatsanwaltschaft zufolge ging der Brand von einem Elektrogrill im Restaurantbereich des Hotels aus. Der Brand, der durch eine Fehlfunktion und Überhitzung des Thermostats ausbrach, entzündete das angesammelte Öl im Ölbehälter unter dem Gerät. Der Brand eskalierte durch die unbefugte und unberechtigte Nutzung einer Flüssiggasanlage. Die Flammen schmolzen die Schläuche und setzten Gas frei, das den Brand bis zur Explosion eskalieren ließ.
Abgesagter Feuerwehrbericht erregt Aufmerksamkeit
In dem Gutachten hieß es, bei einer Inspektion der Feuerwehr der Stadt Bolu einen Monat vor dem Brand seien zahlreiche Mängel festgestellt worden. Der Bericht sei jedoch später auf Initiative der Hotelleitung von Vizebürgermeister Sedat Gülener zurückgezogen worden. Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dieser Vorgang bilde die Grundlage für den Vorwurf „möglicher Absicht“ gegen die Angeklagten.
Das Eingreifen des Personals war unzureichend
Der Bericht stellte fest, dass es im Hotel an Brandschutztraining oder -übungen mangelte, dass das Personal keine Kenntnisse in der Brandbekämpfung hatte und dass panisches Öffnen von Türen die Ausbreitung der Flammen beschleunigte. Außerdem hieß es, einige Mitarbeiter hätten vergessen, Geräte auszuschalten und seien für den Brand verantwortlich.
Von den Angeklagten und ihren Anwälten wird erwartet, dass sie bei der nächsten Anhörung des Falls ihre abschließenden Verteidigungsbemühungen gegen das Urteil vorbringen.
aeronews24