Nach Kritik an Hayali und Theveßen: Ramelow solidarisiert sich und bringt Einreiseverbot für Ex-Botschafter ins Spiel

Solidarisierung von links: Der frühere Thüringer Ministerpräsident, heutige Bundestagsvizepräsident und Linke-Politiker Bodo Ramelow hat sich öffentlich hinter die ZDF-Journalistin Dunja Hayali und den Leiter des ZDF-Studios in Washington, Elmar Theveßen, gestellt.
Auf der Plattform X schrieb Ramelow: „Solidarität mit Dunja Hayali und Elmar Theveßen! Einfach nur noch irre, was da passiert. Hass und Hetze als Merkmal von unsozialen Medien und unverantwortlichen Politikern. Richard Grenell fordert Visa-Entzug für Elmar Theveßen – wie wäre es mit einem Einreiseverbot für Grenell?“
Mit diesem Beitrag reagiert Ramelow auf eine Welle der Empörung, die in den vergangenen Tagen über die beiden Journalisten hereingebrochen ist. Theveßen war zunächst dafür kritisiert worden, in einer Talkrunde bei Markus Lanz politische Positionen des rechtskonservativen US-Aktivisten Charlie Kirk, der in der vergangenen Woche erschossen wurde, falsch wiedergegeben zu haben. Kurz darauf griff ihn der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, wegen einer Äußerung in einem ZDF-Podcast scharf an.
Theveßen hatte darin über Stephen Miller, einen engen Berater von Donald Trump, gesagt, dieser komme in seinen Überzeugungen „ein Stück weit aus der Ideologie des Dritten Reiches“. Grenell bezeichnete Theveßen daraufhin als „Linksradikalen“, der zu Gewalt gegen Andersdenkende aufrufe, und forderte öffentlich, ihm das US-Visum zu entziehen. Für einen derartigen „Aufwiegler“ gebe es in Amerika keinen Platz, schrieb Grenell auf X.
Das ZDF wies die Vorwürfe zurück. Theveßen habe auf autoritäre Tendenzen und eine starke Machtkonzentration beim Präsidenten verwiesen und diese im Podcast „Der Trump-Effekt“ ausführlich erläutert, betonte der Sender. Seine Arbeit sei von der Pressefreiheit gedeckt, die sowohl in Deutschland als auch in den USA ein hohes Gut sei. Theveßen hat sich für seine Aussagen bei Markus Lanz inzwischen öffentlich entschuldigt.
Solidarität mit Dunja Hayali und Elmar Theveßen! Einfach nur noch Irre, was da passiert. Hass und Hetze als Merkmal von unsozialen Medien und Unverantwortlichen Politikern. Richard Grenell fordert Visa-Entzug für Elmar Theveßen - wie wäre es mit einemEinreiseverbot für Grenell? https://t.co/aYTRE3WwsT
— Bodo Ramelow (@bodoramelow) September 14, 2025
Auch ZDF-Moderatorin Dunja Hayali steht in der Kritik. Auslöser waren ihre Äußerungen im „heute journal“ zum Attentat auf Charlie Kirk. Hayali sagte in der Sendung, es sei „mit nichts zu rechtfertigen“, dass nun Gruppen Kirks Tod feierten – auch nicht mit dessen „oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen“. Genau diese Beschreibung löste in sozialen Netzwerken teils heftige Kritik aus. Nutzer warfen Hayali vor, durch solche Formulierungen selbst zur Spaltung beizutragen oder Kirks Tod zu relativieren.
Auf Instagram reagierte die Journalistin auf die Welle an Hassnachrichten und Drohungen. Es gehöre zu ihrem Job, auf Missstände hinzuweisen und Dinge beim Namen zu nennen, schrieb sie. Wer finde, dass sie ihren Job schlecht mache, dürfe das äußern – aber nicht in der Form, wie es nun geschehe. In ihrem Beitrag zeigte sie mehrere drastische Kommentare, in denen ihr Gewalt angedroht wurde, darunter die Aussage: „Ich hoffe, Sie werden auch vor Ihrer Familie erschossen.“ Hayali schrieb dazu, es sei widersprüchlich, wenn Menschen einerseits Gewalt verurteilten und andererseits selbst Gewalt androhten.
Mit Ramelows Vorstoß und seiner Solidaritätsbekundung, ein Einreiseverbot gegen einen ehemaligen US-Diplomaten ins Spiel zu bringen, greift der Linke-Politiker die Debatte offensiv auf – und verschärft damit selbst den Ton. Seine Äußerung wird in den Kommentaren teils als populistische Zuspitzung gewertet, die eher Öl ins Feuer gieße, als zur Deeskalation beizutragen. Statt sich von der aufgeheizten Rhetorik zu distanzieren, bediene Ramelow damit deren Logik und rücke den Streit um journalistische Einordnungen weiter auf die politische Bühne.
Berliner-zeitung