Kurioser Rekord: Das schiefste Hotel der Welt steht in Deutschland

Die Gaubenfenster verteilen sich ohne erkenntliche Struktur auf dem Dach des Hauses und die darunter liegende Fensterreihe gibt einem zu denken: Hat man einen Knick in der Optik oder was stimmt hier nicht?
Gerade Linien suchst du in diesem Hotel im baden-württembergischen Ulm vergeblich. In den Zimmern ist sogar ein Prüfgerät angebracht, das den Besucherinnnen und Besuchern versichert: Ja, das Bett steht gerade, auch wenn die Wände etwas anderes behaupten. Der reisereporter stellt dir die windschiefe Unterkunft vor.
Das Hotel „Schiefes Haus“ am Fluss Blau ist „in Ulm, um Ulm und um Ulm herum“, wie es so schön in dem bekannten Zungenbrecher und Schlagersong heißt, ja sogar weltweit die schrägste Herberge. Die messbare Neigung von neun bis zehn Grad wird von innen stärker als von außen wahrgenommen und verursacht in den Zimmern eine Schräglage von bis zu 40 Zentimetern.
In elf Zimmern erlebst du die Neigung aus erster Hand. Wobei die südlichen, direkt an der Blau gelegenen Unterkünfte am schiefsten sind. Die Einrichtung hingegen ist gerade angeordnet, was zu einem kuriosen Umstand führt: In den Zimmern, die mit freiliegenden Balken und Mauerwerk Gemütlichkeit zaubern, ist jeweils am Kopfende der Betten eine Wasserwaage eingebaut, die dir einen gerade ausgerichteten Schlaf in einem schiefen Zimmer garantiert.

Die schiefen Doppelzimmer kosten zwischen 155 Euro und 199 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. Im Einzelzimmer wirst du für 145 Euro bis 159 Euro untergebracht, Frühstück inklusive.
Die Zimmer sind geprägt von einem rustikalen Ambiente. Hier verbringst du garantiert die schrägste Nacht deines Lebens!
Gebaut wurde das Hotel bereits Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Grundsteinlegung soll auf das Jahr 1406 zurückgehen und nach einigen An- und Umbauten war die heutige Gestalt des Hauses gegen 1443 erreicht.
Der Fachwerkbau, der sich leicht über das Ufer der Blau neigt, diente ursprünglich Schiffmeistern als Wohn- und Handwerksstätte. Bekannt ist das Haus auch als Wohnort der verarmten Witwe des Schneiders und Flugpioniers Albrecht Berblinger.
Die Schieflage erreichte das Haus im Laufe der Jahrhunderte, weil der Untergrund in Richtung des Ufers der Blau absackte, und unsachgemäße Umbauten, bei denen tragendes Gebälk zersägt wurde, taten ihr Übriges. Dank Stütz- und Sanierungsmaßnahmen blieb das Haus in all seiner Schräge erhalten und seit 1995 wurde der Hotelbetrieb in der Ulmer Sehenswürdigkeit aufgenommen. „Zwischen 3000 und 5000 Gäste kommen pro Jahr“ zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ im Jahr 2020 Betreiberin Martina Altstetter. Die Schräge, aber auch das hohe Alter des Hauses locken die Besuchenden an.
Im Jahr 1997 wurde die Unterkunft als schiefstes Hotel der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Wer die Unterkunft mit eigenen Augen sehen will, muss ins Fischerviertel von Ulm, das auch ohne das schräge Bauwerk ein Hingucker ist.
Wie aus der Zeit gefallen wirken die historischen Fachwerkhäuser an den Kanälen der Blau und alte Mühlräder erinnern an die Vergangenheit, als hier noch Handwerker, Gerber und Fischer lebten. Zum Verweilen laden zahlreiche Cafés und Restaurants ein.

Neben dem schiefsten Hotel hat Ulm einen weiteren Superlativ zu bieten: Das Ulmer Münster ist mit seinem 161,53 Meter hohen Turm (noch) das höchste Sakralgebäude der Welt und den Turm kannst du seit Mai 2024 nach Sanierungsarbeiten wieder bis auf eine Höhe von 146 Metern begehen.
Allzu lange wird es diesen Rekord wohl nicht mehr geben. Wenn die Sagrada Família in Barcelona fertiggestellt ist, wird diese mit dem geplanten Hauptturm von 172 Metern Höhe den Titel übernehmen. Höchste Zeit also, den momentanen Weltrekordturm zu besuchen.
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