Verspätete Züge und rote Zahlen... der Chef der Deutschen Bahn, der deutschen SNCF, wurde entlassen

Richard Lutz, seit 2017 Chef der Deutschen Bahn, steht vor allem wegen der mangelnden Pünktlichkeit der Züge in der Kritik.
„Wir haben uns darauf geeinigt, den Vertrag des Bahnchefs vorzeitig aufzulösen“, verkündete Bundesverkehrsminister Patrick Schneider am Donnerstag auf einer überraschenden Pressekonferenz in Berlin. „Es ist Zeit für eine strukturelle und personelle Neuordnung“, schrieb er im sozialen Netzwerk X.
Er verwies auf die „dramatische“ Situation bei der DB, die mangelnde Zufriedenheit der Fahrgäste hinsichtlich Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Die Pünktlichkeitsquote der Fernzüge sinkt in Deutschland seit Jahren. Im vergangenen Jahr lag sie nur noch bei 62,5 Prozent, verglichen mit 79 Prozent im Jahr 2016.
Bis zur Nachfolge bleibt Richard Lutz (61) im Amt. Dies ist ein vorzeitiger Abschied: Sein Vertrag hätte eine Laufzeit bis 2027 gehabt.
Der konservative Minister hatte angekündigt, dass er im Rahmen einer Überarbeitung der nationalen Eisenbahnstrategie noch vor Ende des Sommers eine Entscheidung über die Zukunft der Führung des staatlichen Unternehmens treffen werde.
Einzelheiten zu einer DB-„Reform“ würden am 22. September veröffentlicht, kündigte der Minister auf einer Pressekonferenz am Donnerstag an.
Patrick Schnieder sagte, er sei „unzufrieden“ mit der Pünktlichkeit der deutschen Bahn, die von Nutzern angeprangert und in den sozialen Medien regelmäßig verspottet werde.
Doch der Wurm steckte bereits in der Frucht. Im Koalitionsvertrag vom vergangenen Mai kündigten CDU/CSU und SPD eine „Neuordnung von Aufsichtsrat und Vorstand“ an, um „einer größeren fachlichen Kompetenz Rechnung zu tragen“, erinnert sich der Spiegel.
Der Nutzerverband der Deutschen Bahn reagierte eiskalt auf die Ankündigung des Rücktritts von Richard Lutz. „Die Lage der Bahn wird sich nicht durch einen Führungswechsel ändern, sondern nur durch eine Verbesserung der Bahnpolitik in Deutschland und eine angemessene Finanzierung der Bahn“, sagte Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender von Pro-Bahn, der Interessenvertretung der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel, gegenüber AFP.
„Alle bisherigen Verkehrsminister haben tatsächlich mehr oder weniger versagt und maßgeblich zur aktuellen Situation der Bahn beigetragen“, fügte er hinzu.
Das zu 100 Prozent dem Bund gehörende Unternehmen leidet unter seiner maroden Infrastruktur und einer Verschuldung, die es in diesem Sommer durch den Verkauf seiner profitablen Logistiktochter Schenker abbauen konnte.
Bis zum Ende der Legislaturperiode 2029 kann die Gruppe mit staatlichen Hilfen in Höhe von 107 Milliarden Euro rechnen, davon mehr als 20 Milliarden Euro in diesem Jahr. Der Großteil davon stammt aus dem im März beschlossenen speziellen Infrastrukturfonds der Regierung in Höhe von 500 Milliarden Euro.
Um die Digitalisierung und die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur zügig voranzutreiben, seien bis 2029 jedoch weitere 17 Milliarden Euro nötig, argumentierte Richard Lutz.
Le Parisien